Digitalisierung
INTERVIEW MIT
Dr. Jörg Last
Dezernatsleiter des Corporate IT-Service Centers
HERR LAST, WAS HAT ES MIT DIESEM SATZ AUF SICH?
Dieser sogenannte „Leitsatz Digitalisierung“ wurde sowohl vom Senat wie auch vom Präsidium der DHBW beschlossen. Damit wird deutlich, dass die DHBW als EINE Hochschule ihren Mitgliedern und Angehörigen einheitliche Angebote machen will und dies zukünftig flächendeckend auch sichergestellt wird. Aus der Tradition der ehemaligen Berufsakademien heraus gibt es derzeit noch eine Vielzahl regionaler Unterschiede innerhalb der DHBW, an die man sich vor Ort gewöhnt hat und die man bislang nicht infrage stellt. Um in einem zunehmend vom Wettbewerb um die Lernenden geprägten Bildungsmarkt bestehen zu können, muss die DHBW gleichzeitig technisch modern und effizient aufgestellt sein. Dies kann man bei begrenzten Ressourcen nur durch einheitliche und pflegeleichte Lösungen sicherstellen. Die zunehmende standortübergreifende Zusammenarbeit in Lehre, Forschung und Verwaltung braucht Standards in den digitalen Werkzeugen. Auch ist unseren Lehrbeauftragten und Dualen Partnern nicht mehr zu vermitteln, warum diese beispielsweise keine einheitliche Authentifizierung an allen Standorten der DHBW haben. Hier braucht es gemeinsame Anstrengungen aller IT-Verantwortlichen, um schon bald die Früchte einer konsolidierten digitalen DHBW zu ernten.“
WARUM IST DIE DIGITALISIERUNG AN DER GRÖSSTEN HOCHSCHULE BADEN-WÜRTTEMBERGS DABEI SO SPANNEND?
Als eine der größten Hochschulen in Baden-Württemberg, organisiert in 9 dezentrale Studienakademien und 3 Campus, gibt es für die DHBW keine „Blaupause“, wie eine solche Organisation in eine digitale Zukunft geführt werden kann. Gleichzeitig wandelt sich unsere Umwelt sehr schnell, und in Deutschland, Europa, aber auch weltweit erleben wir eine zunehmende Digitalität des Alltags sowie in der Arbeitswelt und der Bildung. Der Hype um ChatGPT ist eines der sichtbareren Zeichen, in welchen Ausmaß und in welcher Geschwindigkeit digitale Lösungen um uns herum entstehen. Wir sind aufgefordert, hier mit Augenmaß und Offenheit voranzuschreiten. Und gleichzeitig müssen wir erkennen, was das „rechte Maß“ an Digitalisierung ist. Als Hochschule sind wir in erster Linie Bildungsdienstleister und nicht nur ein automatisierter Verwaltungsprozess.“
WELCHE MASSNAHMEN WURDEN KONKRET IM VERGANGENEN JAHR ANGEGANGEN ODER BEREITS UMGESETZT?
Viele Voraussetzungen für die digitalen Prozesse sind für die Anwender unsichtbar. Sie sind aber unverzichtbar, um dann den Nutzenden eine Lösung an die Hand geben zu können, die ihre Bedürfnisse auch bedient. Und technische Lösungen veralten immer schneller und müssen ersetzt oder zumindest auf einem aktuellen Stand gehalten werden. Das ist aufwendig und braucht Zeit, Geld und gut ausgebildetes Personal.
Zudem haben wir eine Reihe von Projekten umgesetzt: Hierzu gehört beispielsweise die Anbindung des Campusmanagementsystem DUALIS an den vom Haushaltsbereich neu eingeführten SAP-Mandanten. Damit verbunden waren viele prozessuale und technische Anpassungen. Zusätzlich haben wir mit verschiedenen Pilotprojekten die Einführung eines Dokumentenmanagementsystems vorangetrieben. Ohne ein solches System ist eine digitale, d. h. papierlose Hochschule schlicht nicht denkbar. Im Vergleich mit anderen Hochschulen in Baden-Württemberg haben wir damit eine Vorreiterrolle.
Die vom Senat beauftragte Möglichkeit, Prüfungsleistungen digital abzugeben, diese den Gutachtern bereitzustellen und rechtssicher zu archivieren, haben wir in einem agilen Ansatz in nur wenigen Monaten technisch erfolgreich umsetzen können. Jetzt werden die organisatorischen Prozesse an den Studienakademien angepasst, um allen Studierenden diese Möglichkeit schon zum nächsten Semesterende anbieten zu können.
Darüber hinaus haben wir standortübergreifende Forschungsprojekte genutzt, um zukunftsfähige und bedarfsgerechte Kollaborationslösungen zu definieren. Mit webbasierten Diensten wie Projektmanagement, FileSharing, Messaging und Groupware-Funktionalitäten sind wir damit hoch kompatibel mit anderen Forschungseinrichtungen und Hochschulen. Durch den Einsatz von Open-Source-Software stärken wir die digitale Souveränität der DHBW, übrigens neben der Energieeffizienz eines der zukünftig wichtigen Themen in der Hochschul-IT.“
WAS WAR DABEI IHR PERSÖNLICHES HIGHLIGHT IM STUDIENJAHR 2022/2023 AN DER DHBW?
Die Hochschulleitung hat zusammen mit dem zentralen Senat mit der Ernennung eines Vizepräsidenten für Digitalisierung und Prozesse der Bedeutung des Themenfeldes Rechnung getragen. Zusätzlich zum schon angesprochenen Leitsatz Digitalisierung hat der Senat auch eine Roadmap für die digitale Lehre-Infrastruktur verabschiedet. Darin sind wesentliche Schritte auf dem Weg zu einem DHBW-weit harmonisierten Dienste-Angebot für die Lehrenden beschrieben wie auch die notwendigen organisatorischen Strukturen, um Lehrende in der digitalen Lehre zu unterstützen. Leitsatzund Roadmap waren wichtige Startpunkte für eine breite Diskussion der Digitalisierung in unserer Hochschule.“
WAS NUN? WAS SIND DIE NÄCHSTEN SCHRITTE?
Ein schlauer Mensch hat gesagt: „Die Digitalisierung geht nicht mehr weg.“ Daher werden wir uns weiter damit beschäftigen müssen und den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen. Unter der Führung des neuen Vizepräsidenten wollen wir eine standortübergreifende Digitalstrategie für die DHBW erarbeiten, auf deren Basis wir dann in einem zweiten Schritt eine gemeinsame IT-Strategie ableiten können. Beide sind wichtig, um den Mitarbeitenden Orientierung zu geben und alle Maßnahmen auf ein gemeinsames Ziel zu fokussieren.
Neben diesem strategischen Blickwinkel sollten wir aber nicht übersehen, dass die Kolleginnen und Kollegen in der IT jeden Tag sicherstellen, dass alle digitalen Dienste möglichst fehlerfrei laufen und bei Problemen den Nutzenden schnellstmöglich geholfen wird. Dieses „Tagesgeschäft“ ist zumeist unsichtbar, und es wird gerne mal unterschätzt, was da geleistet wird. Daher möchte ich an dieser Stelle dafür einmal „Danke“ sagen an die Macherinnen und Macher hinter der digitalen Technik!“
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