Aktionstag der Vereinigung deutscher Wissenschaftler an der DHBW
Was braucht es, damit die nachhaltige Transformation gesamtgesellschaftlich Fahrt aufnimmt? Welche Technologien sind entscheidend für den Fortschritt der Energiewende? Und wie können Hochschulen zu Vorreitern in der nachhaltigen Transformation werden? Mit diesen Fragen beschäftigte sich der Aktionstag „Zukunft gestalten: Energiewende und Nachhaltigkeit“ und bot den Teilnehmenden die Möglichkeit sich intensiv mit Nachhaltigkeit an Hochschulen sowie der Energiewende und ihren verschiedenen Aspekten und Implikationen auf die Gesellschaft, Wirtschaft und Infrastruktur zu beschäftigen. Mit hochkarätigen Gästen wie Prof. Peter Hennicke wurde in Vorträgen und Diskussionsrunden einen Tag lang über darüber gesprochen, wie wir als Gesellschaft die Energiewende und die nachhaltige Transformation nach vorne treiben können und welche Rolle die Hochschulen dabei einnehmen können.
Co-Präsident des Club of Rome Prof. Ernst Ulrich von Weizsäcker eröffnete den Tag mit einer Videopräsentation, in der er die UN-Nachhaltigkeitsagenda 2030 als zu wachstumsorientiert kritisierte und vorschlug, Umweltziele als Basis einer neuen „Nachhaltigkeitspyramide“ zu setzen. Diese Grundstruktur soll langfristigen Wohlstand sichern. Der langjähriger Präsident des Wuppertal Instituts Prof. Peter Hennicke fokussierte auf eine klima- und sozialgerechte Energiewende, gestützt durch Effizienz, Konsistenz und Suffizienz, und unterstrich die Verantwortung der wohlhabenden Bevölkerungsschicht Veränderungen zu bewirken. Er betonte den Wert der Kreislaufwirtschaft und forderte den Ausbau erneuerbarer Energien, begleitet von sozialen Programmen.
Rektor Prof. Lars Meierling von der DHBW Villingen-Schwenningen präsentierte die Nachhaltigkeitsstrategie der DHBW, die bis 2030 klimaneutral werden soll. Neben einem Curriculum mit Aspekten zur Nachhaltigkeit hat die DHBW auch studentische „Green Offices“ eingerichtet. Martin Hahn, Landtagsabgeordneter der Grünen, hob die Bedeutung positiver Zukunftsperspektiven und die Herausforderungen in der Netzinfrastruktur hervor, um Fortschritte im Klimaschutz zu erreichen.
In der Diskussionsrunde unter Leitung von Rektor Prof. Gerhard Jäger von der DHBW Lörrach wurde die Rolle der Hochschulen für Nachhaltigkeit und die Vermittlung systemischer und interdisziplinärer Kompetenzen diskutiert. Es wurde deutlich, dass kommunikative und soziale Fähigkeiten im Hochschulstudium gefördert werden müssen, um den Wandel in der Gesellschaft gestalten zu können. Politik und Wissenschaft müssten stärker die Sorgen der Menschen verstehen und aufgreifen.
Am Nachmittag stellten Studierende praxisnahe Projekte vor, darunter einen Leitfaden zum Erkennen von Greenwashing und eine Analyse nachhaltiger Bebauungspläne. Prof. Konrad Reif führte in das Thema „Energiewende konkret“ ein und betonte die Unterschiede zwischen fossilen und erneuerbaren Energien.
Weitere Beiträge beleuchteten die kommunale Energiewende: Walter Göppel von der Energieagentur Oberschwaben beschrieb die regionalen Unterschiede in der Abdeckung erneuerbarer Energien und dass nur gemeinsam die Energiewende gelingen wird. Dr. Maria Reinisch von der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler stellte die „Strategiebox Sektorkopplung“ als Werkzeug zur Förderung partizipativer Energiewende-Lösungen vor. Die Entwicklung einer gemeinsamen Vision kann in Kommunen ungeahntes Potenzial zum Vorschein bringen. Unternehmer Andreas Schell verglich die Energiewende mit einem Marathon, bei dem politische Richtungswechsel Fortschritte behindern, sah aber auch Chancen für neue Wertschöpfungsketten. Mark Kreuscher vom Stadtwerk am See betonte die Bedeutung einer sektorenübergreifenden Netzplanung und die Notwendigkeit technologischer Innovationen für eine nachhaltige Energiezukunft.
In der abschließenden Runde diskutierten die Referent*innen des Nachmittags. In der Diskussion standen Herausforderungen und Chancen der Energiewende im Mittelpunkt. Die Themen Energiespeicherung, wirtschaftliche Faktoren, politische Umsetzungswille und die Frage wie man die Menschen für eine sinnvolle Energiewende begeistern kann standen dabei im Mittelpunkt. Vom Publikum wurden globale Aspekte wie der hohe Energiebedarf von Rechenzentren angesprochen und die Rolle von Interessensverbänden bei Projekten thematisiert. Mit großen Erwartungen wird auf den zweiten Aktionstag im März 2025 geblickt, an dem die Studierenden Ergebnisse von Studienarbeiten vorstellen werden.