DHBW-Panelstudie und CLUE-Projekt liefern neue Erkenntnisse zu Corona-Semester

Studierende der DHBW kommen insgesamt gut mit den Bedingungen der Online-Lehre zurecht und sehen die Kompetenzziele ihrer Lehrveranstaltungen erreicht. Das zeigen zwei neue Studien im Rahmen des Projekts Corona Lockdown University Experience (CLUE).

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf das Hochschulwesen und die dadurch erzwungene Transformation zu einer flächendeckenden Online-Lehre werden inzwischen weltweit erforscht. Die DHBW hat schon frühzeitig, zusammen mit internationalen Partnern eine Studie durchgeführt, bei der die Situation in der Lehre an Hochschulen in Europa und Afrika zu Beginn des Lockdowns untersucht wurde. Die Ergebnisse der Studie aus der Frühphase flossen als Phase 1 in das Projekt CLUE (Corona Lockdown University Experience) ein und fanden international Beachtung. Inzwischen sind zwei von drei geplanten Erhebungen der zweiten Projektphase abgeschlossen, in der rückblickend die Erfahrungen aus den vergangenen Corona-Semestern untersucht werden.

Das an der DHBW seit 2015 laufende Studienverlaufspanel unter der wissenschaftlichen Leitung der Professoren Ernst Deuer (Ravensburg) und Thomas Meyer (Stuttgart) verkörpert mit der aktuellen Umfrage zu den im digitalen Sinne veränderten Studienbedingungen einen maßgeblichen Teil dieser Phase 2. Erste Ergebnisse der aktuellen Welle des Studienverlaufspanels lassen auf Basis von mehr als 3.000 Teilnehmer*innen erkennen, dass die Studierenden gut mit den neuen Bedingungen zurechtgekommen sind.

 

86% der Befragten geben an, dass sie die digitalen Lern-Tools tendenziell schnell anwenden konnten. 77% der Befragten antworten, dass sie die digitalen Kollaborations-Tools gewinnbringend für sich nutzen konnten. Gut 50% der Befragten geben an, dass sie nach der Corona-Pandemie stärker digitale Medien zur Unterstützung des Lernprozesses verwenden wollen. Knapp die Hälfte der dual Studierenden wünscht sich auch künftig einen stärkeren Einsatz von E-Learning in den Theoriephasen (49%) und auch in den Praxisphasen (41%). Beim direkten Vergleich zwischen digitaler und Präsenzlehre zeigte sich, dass in vielen Fällen kein großer Unterschied wahrgenommen wurde. Häufig wurden zwar eher Vorteile der Präsenzlehre betont, aber bei 3 von 28 Items bewerteten die dual Studierenden die digitale Lehre vorteilhafter. Relevant erscheint hierbei insbesondere, dass es den Studierenden im Bereich der digitalen Lehre besser gelingt, „Lerninhalte eigenständig zu vertiefen (z.B. durch Recherchen)“. Ebenso wurde erhoben, welche Studienform sich die dual Studierenden eigentlich wünschen. Hierbei wurde zunächst eine Ablehnung der extremen Varianten deutlich – „nur digital“ favorisieren 5% und „nur Präsenz“ wünschen sich 16% der dual Studierenden. Eine hälftige Mischung wünschen sich 24% der Studierenden, während 41% lieber ein Übergewicht der Präsenzlehre und 14% ein Übergewicht der digitalen Lehre bevorzugen würden.

In einer fachspezifischen Erhebung durch die Professor*innen Kay Berkling (Karlsruhe) und Dirk Saller (Mosbach) wurden erstmals und standortübergreifend Absolvent*innen des Studiengangs Informatik modulgenau nach ihrer Einschätzung gefragt, ob und wie sie die mit den Lehrveranstaltungen beabsichtigten Lern- bzw. Kompetenzziele bei sich selbst erreicht sehen. Verwendet wurden dabei die in den jeweiligen Modulen festgelegten Kompetenzziele.

 

Die nach Kategorien aggregierten Auswertungsergebnisse von 85 Absolvent*innen zeigen, dass diese auf einer Skala von 1 („das fehlt mir“) bis 10 („ich fühle mich kompetent“) ihre formalen, algorithmischen und mathematischen Kompetenzen bei einem Wert von 7,2 sehen. Die Analyse-, Entwurfs-, Realisierungs- und Projektmanagement-Kompetenzen werden mit 7,8 bewertet, Technologische Kompetenzen liegen dagegen bei 7,3. Darüber hinaus gaben die Befragten auf einer Skala von 1 („gar nicht“) bis 5 („trifft stark zu“) Auskunft, wie zufrieden sie mit dem Studium sind (3,7), wie gut sie sich auf die Arbeitswelt vorbereitet sehen (3,6) und wie sehr der Notenspiegel im Studium der Kompetenz-Selbsteinschätzung entspricht (4,3). Auffällig dabei ist, dass die Bewertungen (in Schulnoten umgerechnet) bezüglich des Vorbereitet-Seins auf die Arbeitswelt keiner Normalverteilung folgen, sondern sich eher in 2 Cluster um einen Mittelwert „gut“ aufteilen, von denen sich das eine „sehr gut“, das andere eher „befriedigend“ vorbereitet sieht. Die Zufriedenheit mit dem Studium folgt hingegen einer ausgeprägten Normalverteilung um den Schulnoten-Mittelwert „gut“.

 

Der Beitrag der DHBW zur Phase 2 soll im Januar im Rahmen einer weiteren Welle des Studienverlaufspanels von Deuer/Meyer um rückblickende Befragungen der kooperierenden Ausbildungsunternehmen und der haupt- und nebenamtlich Lehrenden zum Corona-Semester ergänzt werden. Die anstehenden Befragungen, insbesondere der Dualen Partner, knüpfen an die Ergebnisse der Studie von Professorin Sabine Möbs (Heidenheim) aus dem April 2020 an. Den internationalen Abschluss der Phase 2 bilden dann Vergleiche der Ergebnisse mit den Studien an italienischen Hochschulen. Mit differenzierteren Analysen rechnen die Wissenschaftler*innen bis zum Frühjahr 2021.