Stellungnahme der DHBW zur Denkschrift des Landesrechnungshofs
Der Landesrechnungshof hat in seiner Denkschrift in diesem Jahr auch die DHBW mit einem Beitrag bedacht. Er enthält Ergebnisse und Empfehlungen auf Basis von Prüfungen, die der Rechnungshof in den vergangenen Jahren an der DHBW durchgeführt hat.
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) hat in den vergangenen drei Jahren eng und vertrauensvoll mit dem Landesrechnungshof zusammengearbeitet. Hierfür dankt die Hochschulleitung den Mitarbeiter*innen des Rechnungshofes sowie den beteiligten Mitarbeiter*innen der DHBW.
Das Präsidium hat aus dieser Zusammenarbeit viele wertvolle Erkenntnisse gewonnen und kontinuierlich in seine Entscheidungen und die Organisationsentwicklung einfließen lassen. Die Ablauforganisation konnte so in den letzten drei Jahren deutlich weiterentwickelt werden. Viele nun vom Rechnungshof angesprochene Aspekte wurden in den vergangenen Jahren bereits adressiert und überarbeitet. Dazu gehören Fragen zu Lehrdeputaten, Lehraufträgen und der Behandlung von Nebentätigkeiten ebenso wie Haushaltscontrolling, Kennzahlenbericht, Vergabeprozesse oder die Bewirtungsrichtlinie.
Rücklagen zur Finanzierung dringend benötigter Investitionen
Die beanstandete Bildung von Mittelresten ist auf rigorose Sparmaßnahmen und vorsichtiges Wirtschaften der Hochschule in den vergangenen Jahren zurückzuführen. Ursächlich ist in erster Linie eine restriktive Stellenbesetzung, die sich in der Folge auch auf den Abfluss von Sach- und Investitionsmitteln und die Mittelschöpfung aus unbesetzten Stellen ausgewirkt hat. Mit diesen notwendigen Vorsichtsmaßnahmen hat die Hochschule auf zurückliegende Schwierigkeiten bei der Finanzgovernance reagiert, die heute überwunden sind. Die einmalig gebildeten Rücklagen setzt die Hochschule ein, um bis zum Ende des laufenden Hochschulfinanzierungspaktes 2020 dringend benötigte Investitionen im Bereich Forschung, Innovation und Transfer, zur Erhöhung der Hauptamtlerquote und zur beschlossenen Erhöhung der Lehrbeauftragtenvergütung zu finanzieren. Einmalige Rücklagen aufgrund eines zeitweiligen Einstellungsstopps dürfen dabei nicht mit einer strukturell notwendigen, dauerhaften Grundfinanzierung verwechselt werden.
Wachstum und Weiterentwicklung
Die DHBW arbeitet im Rahmen ihrer Organisationsentwicklung daran, die Effizienz ihrer Verwaltung weiter zu steigern. Diesen Effizienzpotenzialen stehen allerdings neue und zusätzliche Aufgaben gegenüber, die die Hochschule in vielen Bereichen erfüllen muss. Seit Gründung der Dualen Hochschule Baden-Württemberg im Jahr 2009 ist die Zahl der Studierenden um fast die Hälfte auf rund 34.000 gewachsen. Die DHBW hat damit einen deutlich überproportionalen Beitrag zum flächendeckenden Studienplatzausbau in Baden-Württemberg geleistet. Neue Herausforderungen etwa in den Bereichen Digitalisierung, Akademisierung von Gesundheitsberufen und Weiterbildung erfordern auch künftig kraftvolles Handeln.
Im kommenden Hochschulfinanzierungsvertrag, müssen die Grundlagen geschaffen werden, um dieses Angebot nachhaltig zu finanzieren. Die Hochschule benötigt hierfür eine Überführung der Ausbauprogramme in die Grundlast sowie Investitionen in
- die Steigerung der Hauptamtlerquote auf 50 Prozent über einen Zeitraum von fünf Jahren,
- Ressourcen für originäre und zusätzliche Hochschulaufgaben (neben Lehre auch Forschung, Innovation und Transfer, Internationalisierung und Gleichstellung),
- die angemessene Vergütung von Lehrbeauftragten,
- die hochschuladäquate Unterbringung von Studierenden und Mitarbeitenden.
Wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Mehrwert für Land und Region
Zu den besonderen Stärken der DHBW gehört ihre regionale Verteilung an zwölf Standorten im Land. Dadurch ist sie in der Lage, die Leistungen der Hochschule als regionaler Bildungs- und Wissenspartner bedarfsgerecht genau dort anzubieten, wo sie benötigt werden. Die DHBW trägt so in erheblichem Maße zur regionalen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung bei. Selbstverständlich benötigen Standorte mit Hunderten von Mitarbeiter*innen und Tausenden von Studierenden eine schlagkräftige Organisation vor Ort. Diese muss aber eng an die zentrale Verwaltung angebunden sein, um einheitliche Strukturen und Prozesse zu etablieren und umzusetzen. Die DHBW arbeitet daher in enger Abstimmung mit ihren Standortleitungen an einer Weiterentwicklung von Rollenkonzepten und Berichtslinien in der Verwaltung.
Die Hochschule würdigt ausdrücklich die enormen Leistungen ihrer Mitarbeiter*innen im Zuge der Hochschulwerdung, des Wachstumskurses der vergangenen Jahre und der aktuellen Organisationsentwicklung. Die Mitarbeiter*innen der Studienakademien können sicher sein, dass ihnen auch künftig respektvoll, transparent und auf Augenhöhe begegnet wird.
Laufende Organisationsentwicklung
Schon vor Beginn der Arbeit des Rechnungshofes hatten der Landtag von Baden-Württemberg und der Aufsichtsrat der DHBW die Hochschule mit einem Organisationsentwicklungsprojekt beauftragt. Es soll der Optimierung der Abläufe unter Beachtung des Subsidiaritätsprinzips dienen und zugleich berücksichtigen, „ob und gegebenenfalls in welcher Weise Fakultäten als Orte der akademischen Selbstverwaltung in die Struktur der DHBW eingepasst werden können“. In diesem Projekt „Z“ wie Zukunft entwickelt die DHBW in einem hochschulweiten Beteiligungsprozess daher aktiv eigene Vorschläge für eine leistungsfähige Führungs-und Gremienstruktur und eine effektivere und effizientere Verwaltung.
Die DHBW nutzt dabei das Wissen und die Erfahrung ihrer Mitarbeitenden ebenso wie die Empfehlungen des Rechnungshofes. Die Hinweise des Rechnungshofs bestätigen uns darin, die Organisationsentwicklung voranzubringen und auch schnellstmöglich in die Tat umzusetzen. Zielsetzung sind auch hier effektive, effiziente und rechtssichere Strukturen und Prozesse für die gesamte Hochschule mit ihren zwölf Standorten im Land.
Das eigentliche Ziel besteht jedoch immer darin, auch in Zukunft einen besonderen Beitrag zur Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit des Landes, seiner Unternehmen und Einrichtungen sowie zur regionalen Entwicklung und zur persönlichen Entwicklung von rund 34.000 Studierenden zu leisten.
Vor diesem Hintergrund begrüßt die DHBW, dass der Rechnungshof gleich zu Beginn seiner Ausführungen folgendes anerkennt:
„Die DHBW kann auf eine erfolgreiche 45-jährige Geschichte zurückblicken. Die Nachfrage der Studierenden und der Unternehmen nach Studienplätzen bewegt sich auf einem unverändert hohen Niveau.
Die wichtigsten Erfolgsfaktoren der DHBW sind:
- Theorie und Praxis sind im dualen Studium optimal verzahnt.
- Lehrbeauftragte aus der Berufspraxis sorgen für ein hohes Maß an berufsorientierter Lehre.
- Die DHBW erweist sich bei der Entwicklung neuer Studiengänge als flexibel und nachfrageorientiert.
- Durch die dezentrale Struktur der Studienakademien ergibt sich in den meisten Fällen eine räumliche Nähe zu den Partnerunternehmen der jeweiligen Region.
- Die stringente Organisation des Studiums in 3-jährigen Kursen und die vertragliche Bindung an das Ausbildungsunternehmen führen zu einer bemerkenswert hohen Studienerfolgsquote.
Die Qualität des Studiums wird dadurch belegt, dass nach Erhebungen der DHBW mehr als 80 Prozent der Absolventen unmittelbar nach Beendigung des Studiums einen Arbeitsplatz in ihrem Unternehmen oder einem anderen Unternehmen der Branche bekommen. Die Mehrzahl der übrigen Absolventen strebt ein weiterführendes Studium an einer anderen Hochschule mit dem Ziel Master oder Promotion an.“ (Denkschrift 2019, Beitrag Nr. 23)
Die DHBW ist eine junge Hochschule mit einer großen Tradition aus der Zeit der Berufsakademie Baden-Württemberg. Um den sich verändernden Qualifikations- und Wissensbedarfen der Gesellschaft gerecht zu werden, muss sie auch ihre Strukturen kontinuierlich weiterentwickeln. Die Hochschule hat in den vergangenen Jahren im Rahmen ihres Zukunftsprojektes große Fortschritte gemacht. Wir sehen die DHBW aktuell auf einem sehr guten Weg und stehen bezüglich weiterer Verbesserungen in einem engen Austausch mit dem Rechnungshof, dem Aufsichtsrat und dem Wissenschaftsministerium.
Für das Präsidium der DHBW
Prof. Arnold van Zyl, Präsident
Dr. Wolf Dieter Heinbach, Kanzler