Studienvorbereitung und Studienerfolg in den Ingenieurwissenschaften
In technischen Studiengängen spielt Mathematik eine wichtige Rolle, der Anteil an Mathematikvorlesungen und mathematiklastigen Fächern ist dementsprechend hoch. Solide Grundkenntnisse in Mathematik erleichtern das Studium - im Gegenzug können sich größere Wissenslücken negativ auf den Studienerfolg auswirken, da in der Vorlesungszeit wenig Zeit zur Nachbereitung von Schulinhalten bleibt. Statistische Belege für diese Annahmen werden seit 2011 im ZeMath (Zentrum für mathematisch-naturwissenschaftliches Basiswissen) für die Fakultät Technik der DHBW Mannheim gesammelt. Seit 2014 wird außerdem im Rahmen des Hochschulverbundprojekts optes, das an der DHBW Karlsruhe koordiniert wird, ein erweitertes modulares webbasiertes Vorkursprogramm angeboten und evaluiert.
Die DHBW Mannheim bietet Einstiegs- und Kontrolltests an, um den Wissensstand in Mathematik vor Beginn und nach Abschluss des Vorkurses abzufragen. Die Untersuchung liefert Erkenntnisse darüber, wie hilfreich die Studienvorbereitung ist - vor allem für Studienanfänger/-innen mit größeren Wissenslücken. Hierzu wurden die Klausurergebnisse der Erstsemester sowie die Abschlussnote mit den Eingangsvoraussetzungen der Studienanfänger/-innen bei Studienbeginn in Beziehung gesetzt. Einige der angenommenen Zusammenhänge konnten bestätigt werden, beispielsweise zwischen den Studienleistungen in Mathematik im ersten Studienjahr (Mathematik I) und dem Studienerfolg insgesamt. Es konnte auch gezeigt werden, dass Studienanfänger/-innen mit soliden Vorkenntnissen in Mathematik (= gutem Ergebnis im Eingangstest) bessere Noten in Mathematik I (und im Abschlusszeugnis) erzielen. Ein statistisch signifikanter Zusammenhang mit dem späteren Studienerfolg wurde für folgende Faktoren festgestellt:
• Testergebnis im diagnostischen Einstiegstest Mathematik
• Note im Schulabschlusszeugnis
• Art der Hochschulzugangsberechtigung (die Leistungen von Studienanfänger/-innen mit allgemeiner Hochschulreife waren durchschnittlich besser ab als die von Studienanfänger/-innen mit Fachhochschulreife)
• Teilnahme am Vorkurs
• Grad des Lernerfolgs im Vorkurs
Es wurde auch untersucht, welche Faktoren den Lernerfolg im Vorkurs besonders beeinflussen. Interessanterweise hatte beispielsweise die Lernzeit pro Woche oder die Anzahl der angeklickten Lernmodulseiten nur wenig Einfluss darauf, ob sich ein/e Teilnehmer/in deutlich verbessern konnte. Einen deutlich sichtbaren (und signifikanten) Einfluss auf den Lernerfolg (und sogar auf den späteren Studienerfolg) hatte nur die Zahl der durchgeführten Online-Selbsttests.
Nicht statistisch relevant für die Auswertungen waren das Geschlecht der Studienanfänger/-innen, ihr Alter (bzw. der Abstand zwischen Schule und Hochschule) oder das Bundesland, in dem der Schulabschluss erworben wurde. Insgesamt wurde außerdem beobachtet, dass die Vorkenntnisse der Studienanfänger/-innen sehr unterschiedlich sind, und dass diese Heterogenität in den vergangenen Jahren tendenziell zugenommen hat.
Auf der optes Projektseite werden diese Informationen jetzt in einer Zusammenfassung dargestellt. Studierende erhalten einen Einblick, wie sie ihr Studium erfolgreich meistern können, z.B. auch durch Tipps von Studierenden höherer Semester. Unternehmen können durch eine „Tour“ mit allen wichtigen Informationen erfahren, was für ein erfolgreiches Studium ihrer Mitarbeiter/-innen wichtig ist. Die Erkenntnisse der Untersuchung und des Projekts optes fließen in das Studienvorbereitungsprogramm der DHBW ein, das bereits in verschiedenen Studiengängen unterschiedlicher Studienakademien durchgeführt wird.
optes ist ein Gemeinschaftsprojekt der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, der Hochschule Ostwestfalen-Lippe, des Vereins ILIAS open source e-Learning e.V., der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg, und der Zeppelin Universität unter der Leitung der DHBW Karlsruhe. Das Projekt wird im Rahmen des Qualitätspakts Lehre aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01PL12012 gefördert.
Die Projektleitung von optes liegt bei Prof. Dr. Roland Küstermann, Prorektor der DHBW Karlsruhe und Dekan der Fakultät Technik. Sämtliche Datenanalysen und Auswertungen wurden von Katja Derr erstellt, Projektmitarbeiterin im optes Teilprojekt „formatives eAssesment“, DHBW Mannheim.Die wissenschaftliche Leitung dieses Teilprojekts liegt bei Prof. Dr. Reinhold Hübl, DHBW Mannheim.